Bunte Juwele im Meerwasser – Ein Zuhause für Nemo& Co

avgustina / May 03 2016

Spätestens seit dem Kinoerfolg des Animations-Abenteuers „Findet Nemo“ hat das Interesse an einer Haltung dieser farbenfrohen Clownfische und ihrer Artverwandten in den eigenen vier Wänden stark zugenommen. Dabei unterschätzen viele Halter von Meeresfischen in spe die Aufgabe schlichtweg, eine für die artgerechte Haltung der Meeresbewohner adäquate Umgebung zu schaffen. Im Gegensatz zu Konzeption und Betrieb eines Süßwasseraquariums kommen auf den Salzwasser-Aquarianer Anforderungen zu, die schnell das eigene Budget sprengen können oder den Traum vom eigenen Unterwasser-Zoo in den eigenen vier Wänden aus Missachtung einiger wichtiger Fakten vorzeitig platzen lassen. Für Einsteiger gibt es einige wichtige Gesichtspunkte zu beachten, mit denen sie Schritt für Schritt ein funktionierendes Ökosystem erschaffen können.

Bild 1  Meerwasser Aquarium Anemonenfisch

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Der Anemonenfisch ist zum Symbol der Sehnsucht von Aquarianern nach Exotik und Urlaub im eigenen Zuhause geworden und wird schon länger kommerziell gezüchtet.

 Schritt 1: Wo soll das Aquarium stehen?

Wichtigste Grundüberlegung zu Beginn des neuen Hobbies ist die Frage nach dem Wohin. Das vorhandene Raumangebot muss auf die anzustrebende Behältergröße hin sondiert werden. Der Behälter darf nicht in Fensternähe stehen, um zusätzliche Aufheizung durch direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden und vermehrter Algenbildung vorzubeugen.

Eine Platzierung in unmittelbarer Nähe eines Heizkörpers oder Kachelofens ist ebenfalls ungünstig, am besten eignet sich ein Platz im Rauminnern oder an einer dem Fenster gegenüberliegenden Wand. Eine Position gegenüber einer bequemen Sitzgelegenheit ist dabei immer von Vorteil.

 Schritt 2: Wie groß soll der Behälter sein?

Diese Frage hängt zu allererst vom vorhandenen bzw. eingeplanten Budget ab, und natürlich von der Frage, ob Fischbesatz gewünscht oder lediglich eine Unterwasser-Pflanzenwelt geplant ist. Für ein reines Wasserpflanzenaquarium ist prinzipiell jede beliebige Größe passend zum Geldbeutel und vorhandenem Raumangebot wählbar. Fällt die Entscheidung jedoch auf Fischbesatz gilt die grobe Faustregel: Zwei Liter Wasser pro Zentimeter Fischlänge. Bei der Planung gilt gleichfalls das zu erwartende Wachstum von Jungtieren zu berücksichtigen.

Bild 2   Meerwasser Aquarium Gelber Fisch

Bei der Haltung von ausgewachsenen Exemplaren des beliebten gelben Segelflossendoktors kann in einem 120l-Aquarium mit einem Besatz von höchstens drei Tieren geplant werden.

Meerwasser-Aquaristik erfordert Vollglasbecken, weil Metallteile durch Salzwasser leicht korrodieren und Giftstoffe absondern können. Der Behälter muss ohne Abdeckung bleiben, damit ein steter Luftaustausch gewährleistet ist und Gase zirkulieren können. Für Anfänger empfehlenswert sind Becken mit 160 Liter (100cm x 40cm x 40cm) oder mehr Volumen. Je größer ein Becken ist, desto leichter kann sich ein ökologisches Gleichgewicht einstellen, das Anfängerfehler wie zu viel Futtergabe oder versäumte Kontrollen der Wasserwerte eher verzeiht. Umgekehrt kann auch ein sogenanntes Nano-Aquarium, das bereits ab einer Länge von 20cm Länge erhältlich ist, die Grundlage für eine abwechslungsreiche Unterwasserlandschaft mit kleinen Garnelen, Krebsen oder Schnecken bieten.

 Schritt 3: Worauf soll das Aquarium stehen?

Es muss nicht immer ein spezieller Aquarium-Unterschrank aus dem Fachhandel sein, eine besonders standfeste und massiv gearbeitete Kommode mit zwei Türen reicht völlig aus. Der Unterschrank soll so beschaffen sein, dass die Technik wie Pumpen und Abschäumer im Aquarienschrank untergebracht werden kann.Um ausreichend Stabilität zu gewährleisten sollten die Schrank-Grundmaße mindestens gleichgroß wie die Aquarium-Maße sein, optisch besonders ansprechend ist ein in der Breite exakt deckungsgleicher Abschluss.Der Unterboden muss schwingungsfrei und eben sein. Hier gilt es das Becken samt Unterbau mit einer Wasserwaage bereits beim Aufbau ins Lot zu bringen. Ausgleichsmatten zwischen Unterschrank und Aquarium können etwaige Unebenheiten ausgleichen. Soll das Becken samt Unterbau auf alten Holzdielenböden stehen, sind schwingungsdämpfende und vibrationshemmende Unterlagen wie Gummigranulat- bzw. Kautschukmatten angeraten, wie sie im Waschmaschinen-Fachhandel für ein paar Euro zu beziehen sind.

 Schritt 4: Welcher Bodengrund ist besonders vorteilhaft für Seewasserbecken?

Quarzsand sollte auf keinen Fall verwendet werden, da Silikat-Verbindungen wasserlöslich sein können und die Entstehung von teilweise giftigen Mikro-Organismen wie Cyano-Bakterien oder Dinoflagellaten begünstigen.

Circa zwei Millimeterfeiner,natürlicher Korallenbruch hat sich bewährt, eine Lage von zwei bis drei Zentimetern reicht aus, um einer ansprechenden Optik gerecht zu werden, ohne dabei das Gesamtgewicht der Anlage unnötigerweisezu strapazieren. Zur späteren Reinigung des Grundes nach Besatz sollten Schnecken, Grundeln oder grabende Seesterne einkalkuliert werden, die im Ökosystem Meer eine wichtige Rolle spielen. Je voluminöser der Bodengrund gewählt wird, umso größer sollte die Zahl an eingesetzten „Boden-Putzern“ sein, damit Fäulnisbakterien in Schach gehalten werden. Zu feinkörniger Korallensand führt durch gründelnde Fische schnell zu Eintrübungen.

Bild 3 Wälzer  Meerwasser Aquarium

Dunklerer Aquarium-Boden wirkt sich ungünstiger auf die Öko-Balance aus, da zu viel Licht absorbiert und die Vermehrung von wertvollen Bakterien und Mikro-Organismen gebremst wird.

Frischer, natürlicher Korallensand kann schon in kleinsten Mengen in bestehende Böden eingemischt werden, darin enthaltene wertvolle Mikro-Organismen breiten sich rasch aus und tragen zur Stabilität eines Ökosystems zusätzlich bei. Sogenannter „Live-Sand“ ist im Fachhandel für rund 3 Euro das Kilo zu beziehen.

 Schritt 5: Auf die Beleuchtung kommt’s an-Wie setze ich Fische ins rechte Licht?

 Leuchtstoffröhren haben mittlerweile zunehmend ausgedient und sollten nur noch bei kleineren Becken bis zu einer Höhe von 40 bis 50cm Verwendung finden. Wer ein größeres Meerwasser-Aquarium plant und optimal ausleuchten will, kommt um die neueste Technik von wesentlich leistungsstärkeren Halogen-Metalldampflampen (HQI, HIT) nicht herum. Sie sind eine Weiterentwicklung der Quecksilberdampflampen – unter Zusatz von Halogenverbindungen und seltenen Erden –und bieten eine höhere Lichtausbeute bei gleicher Leistung. Das Licht kommt dem natürlichen Sonnenlicht sehr nahe. Mittlerweile gibt zwei Ausführungen mit Quarzglasbrenner und Keramikbrennen. Der Vorteil von Keramikbrennern liegt in einer höheren Farbstabilität, höherer Lichtausbeute, höherer Lebensdauer und besserer Farbwiedergabe.

Bild 4  Unterwasserlandschaft  Meerwasser Aquarium

Becken ab einer Höhe von 50cm sollten miteinem 70 Watt HQI-Brenner ausgerüstet sein, da die Lichtstärke mit zunehmender Tiefe schnell abnimmt, ab 60cm Tiefe müssen es schon 150, ab 70cm 250 Watt sein.

Die Aquarienbeleuchtung ist häufig bereits in der Aquarienabdeckung integriert, weniger Energie kann durch Verdunstung verlorengehen.

Eine HQI-Lampe wird pro 60cm Beckentiefe notwendig. Ein Mindestabstand von 30cm sollte zwischen zwei Lampen eingehalten werden, um Überhitzung zu vermeiden. Für ein circa ein Meter langes Becken sind zwei Leuchten zu je 70 Watt ausreichend, ein Korallenbecken mit einer Höhe von 50 bis 60 Zentimetern und 500 Liter Fassungsvermögen benötigt eine HQI-Lampe mit 250 Watt. Eine durchschnittliche Haupt-Beleuchtungsdauer von 8-10 Stunden ist ausreichend, eine Zeitschaltuhr kann die An- bzw. Abschaltung konstant steuern.Tipp: Dimmbare Lampen können das Auf- und Untergehen des natürlichen Lichts im Tagesablauf.

 Schritt 6:Warmes, naturreines Salzwasser wie im tropischen Korallenriff

Wer eine Korallenlandschaft plant, sollte die Wassertemperatur konstant zwischen 24 und 27 Grad halten, wofür Heizregler sorgen, welche die Temperatur in regelmäßigen Abständen kontrollieren und steuern können. Im Sommer kann die Temperatur verstärkt durch die Abwärme der HQI-Lampen die empfohlenen 27 Grad übersteigen, ab 29 Grad wird’s kritisch für die Fische. Kühlung verschaffen spezielle Kühlgeräte und Lüfter aus dem Aquarium-Fachhandel. Das Zusammenspiel zwischen Heizung und Kühlgerät regeln und steuern spezielle Regelsysteme, die ebenfalls im Fachhandel erhältlich sind.

Ist das Becken samt Beleuchtung am rechten Platz aufgestellt und mit Bodengrund gefüllt, kann es bereits mit Salzwasser befüllt und mit dem Temperaturregler auf eine konstant warme Temperatur eingestellt werden. 22 Grad sollten nicht unterschritten werden.

Es wird darauf hingewiesen, dass dasLeitungswasser vor seiner Verwendung unbedingt auf Schwermetalle und sonstige Verunreinigungen wie Nitrat und Nitrit zu testen, entmineralisiertes Wasser aus einer Umkehrosmose-Anlage ist ideal. Die Wasserfilter gibt es bereits ab circa 50 Euro im Fachhandel. Sie sorgen dafür, dass dem Wasser mögliche Verunreinigungen wie Keime, Bakterien, Herbizide, Phosphate, Schwermetalle, Fungizide, Nitrat und Nitrit entzogen werden. Die Filter sollten alle sechs Monate ausgetauscht werden, die Membran jährlich. Tauscher arbeiten ohne Strom, nur drei Bar Wasserleitungsdruck sind erforderlich. Durch das Umkehrosmose-Prinzip werden sämtliche Fremdstoffe bis zu 99% rausgefiltert. Dazu wird das Trink-Wasser gegen eine Membran gedrückt, reines Wasser kann die Membran passieren, gelöste Mineralien und Schadstoffe werden mit dem Rest-Wasser abgeleitet.Die Filter gibt es in verschiedenen Leistungs- und Preisausführungen, je nachdem, wieviel Liter pro Tag gefiltert werden können, Filter mit 300 Liter Tagesleistung sind bereits um 50 Euro erhältlich. Verdunstetes Wasser muss immer mit Osmose-Wasser aufgefüllt werden.

Ist das Wasser gereinigt werden pro Liter Aquarium-Wasser 30 bis 35 Gramm Markensalz hinzugefügt.

 Schritt 7:Alles in Bewegung und Steine, die „leben“ können

Während einer einwöchigen Ruhezeit sollte eine Tauch- oder Strömungspumpe installiert werden, um das Salz gleichmäßig zu verteilen. Sie ist auch für die spätere Simulation von natürlichen Strömungsverhältnissen notwendig. Wasser transportiert nicht nur Wärmeenergie, Sauerstoff und CO2, sondern auch Abbauprodukte des Stoffwechsels. Je besser die Durchmischung des Aquarienwassers ist, desto gleichmäßiger sind die Wasserwerte im Aquarium. Wichtig ist es, die Strömungsstärke einzustellen, an die sich die jeweiligen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung gewöhnt haben. Grundsätzlich sollte der gesamte Wasserinhalt circa zehnmal pro Stunde umgewälzt werden.Strömungspumpen für 500 Liter-Becken gibt es bereits für rund 20 Euro im Handel.

Bild 5   Meerwasser Aquarium Unterwasserlandschaft II

Mit Bakterien geimpfte Aragonit-Steineschonen natürliche Rifflandschaften und sind als preisgünstigere Alternative zu natürlichemRiffgestein getrocknet im Fachhandel erhältlich.

Nach einer Woche Ruhezeit können sogenannte „lebende Steine“ eingesetzt werden.Lebendsteine sind das aus dem natürlichen Korallenriff stammende Lebendgestein, sie bringen auch eine Vielzahl unterschiedlicher Kleinlebewesen, Algen und Schwämme in das Aquarium. Idealerweise weisen die Steine durch poröse Struktur eine große Oberfläche mit Algenbewuchs auf. Ein funktionierendes Ökosystem braucht circa sechs bis acht Wochen Zeit zur Entstehung, eine biologische Stabilität muss sich ausbilden. Lebendgestein gibt es bereits für circa 10 Euro das Kilo.

 Schritt 8: Geduld zahlt sich aus – Alles wird gut

Während einigen Wochen der Ruhephase müssen Abschäumer, Filter, Heizung und Beleuchtung ihren regelmäßigen Dienst tun, die Wasserwerte sollten in dieser Phase regelmäßig auf Nitritwerte kontrolliert werden. Jetzt kann Schritt für Schritt mit dem Besatz angefangen werden, erst vereinzelte Anemonen oder Weichkorallen. Rifflandschaften können gestaltet und konstruiert werden. Es wird anfänglich zu Algenbildung kommen, erst wenn die Nitritwerte dauerhaft unter 0,05 mg pro Liter fallen, klingt die Algenphase ab. Mit dem Besatz von Wirbellosen wie Seeigel, Schnecken und Einsiedlerkrebsen kann begonnen werden, ehe ihnen robustere, algenfressende Fische folgen.

Ein Meerwasser-Ökosystem benötigt bei regelmäßigem Pflegeaufwand rund zwei Jahre, um seine endgültige Stabilität auszubilden

Bild 6   Meerwasser Aquarium

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