Knabenkraut – Pflegetipps und Wissenswertes über die heimische Orchidee
Wenn wir an Orchideen denken, stellen wir uns normalerweise die wundervoll bunten und zart gemusterten Schmetterlingsorchideen vor, die inzwischen in allen Flormärkten, Gartencentern und sogar Supermärkten als lebende Zierpflanzen in Rindenerde oder als prächtige Schnittblumen in luxuriösen Blumensträußen erhältlich sind. Nur selten denken wir daran, dass es Orchideenarten auch außerhalb der tropischen Regelwälder gibt. Heute möchten wir Ihnen eine dieser Arten vorstellen – das Knabenkraut. Hier entdecken Sie praktische Pflegetipps, sowie wissenswerte Fakten über diese heimische Orchideenart.
Das Knabenkraut besticht mit atemberaubender und üppiger Blütenpracht
Nehmen wir das Knabenkraut unter die Lupe
Das erste, was Sie über das Knabenkraut wissen sollten, ist, dass dieser Begriff eigentlich keine einzige Art beschreibt. Tatsächlich bilden Knabenkräuter eine ganze Pflanzengattung, die zur Familie der Orchideengewächse (Orchidaceae) gehört. Im Lateinischen trägt sie den Namen Dactylorhiza, im deutschen Sprachraum sind diese außergewöhnlichen Orchideen jedoch besser als Fingerwurzen oder Kuckucksblumen bekannt.
Die Gattung umfasst rund 40 einzigartige Wildformen und Hunderte von natürlichen oder kultivierten Hybriden und Sorten. Sie sind in den gemäßigten und subarktischen Regionen Europas und Asiens verbreitet, aber auch in Nordafrika und sogar im westlichen Nordamerika. Einige Arten wie z. B. das Fleischfarbene (Dactylorhiza incarnata), das Fuchs’ (Dactylorhiza fuchsii) und das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) kommen auch in Deutschland und vor allem in Bayern und Baden-Württemberg vor.
Alle Knabenkräuter sind terrestrisch, was ganz einfach bedeutet, dass sie auf dem Boden wachsen. Die meisten tropischen Orchideen sind epiphytisch, d. h., sie wachsen auf der Rinde von Bäumen. Deshalb werden diese Zierpflanzen auch immer in Rindenerde angebaut.
Im Gegensatz zu ihren exotischen, anspruchsvollen und kälteempfindlichen „Cousinen“ sind Knabenkräuter winterhart, ausgesprochen pflegeleicht und anpassungsfähig. Obwohl es viele verschiedene Arten gibt, die in unseren heimischen Hobbygärten angebaut werden können, ist das Breitblättrige Knabenkraut meistens der Favorit.
Es ist durchaus wichtig, ein Exemplar nur bei einem zertifizierten Fachhändler zu erwerben. Wie viele andere Orchideenarten werden auch Knabenkräuter oft illegal aus der Natur entnommen. Sie stehen mittlerweile auf der Roten Liste als gefährdet.
Das Knabenkraut ist das direkte Gegenteil von klassischen, tropischen Orchideen
Es ist winterhart, anspruchslos, terrestrisch und gedeiht lieber im Garten als im Topf
Das Breitblättrige Knabenkraut in der Natur und im Garten erkennen
Das Breitblättrige Knabenkraut ist unverwechselbar, unübersehbar und außerordentlich bemerkenswert. Ob Sie es in der Natur, in einem Hobbygarten oder botanischen Garten entdecken, es wird mit Sicherheit sofort Ihre Aufmerksamkeit erregen.
Das Knabenkraut beeindruckt von Kopf bis Fuß. Seine intensiv grünen und rötlich gefleckten Blätter sprießen aus dem Boden. Aus der Mitte wächst ein aufrechter und hohler Stängel, der eine imponierende Wuchshöhe von bis zu 60 cm erreichen kann. An der Spitze sitzt ein traubiger Blütenstand aus vielen, gepunkteten, gestreiften oder gefleckten, rosa, lila, violetten, gelben oder weißen Lippenblumen.
Die Blütezeit beginnt im Mai und dauert bis Juni. Wurde die Erdorchidee in dieser Zeit erfolgreich bestäubt, entwickelt sie im Spätsommer dann Samenkapseln. Ab September können die winzigen Samen dann eingesammelt werden und im darauffolgenden Frühjahr direkt ins Freiland gesät oder zu Hause vorgezogen werden.
Da die Samen beim Anwurzeln jedoch nur wenig Aussicht auf Erfolg haben, empfehlen Profigärtner, das Knabenkraut lieber alle 2-3 Jahre durch Teilung der unterirdischen Wurzelknollen zu vermehren. Alternativ können Sie das Ganze der Natur überlassen.
Die Blüten des Knabenkrauts ähneln einem Mix aus Löwenmäulchen und Fingerhut
An den hübsch gefleckten Blättern ist die Pflanze auch außerhalb der Blütezeit leicht zu erkennen
Den idealen Standort im Garten auswählen
Das Breitblättrige Knabenkraut bevorzugt sowohl in freier Wildbahn als auch im Garten einen sonnigen bis halbsonnigen Standort. Es besiedelt vorwiegend humose Feucht- und Nasswiesen, torfige Niedermoore und sandig-lehmige Quellsümpfe. Die heimische Erdorchidee kann sich also problemlos an unterschiedliche Lebensbedingungen gewöhnen.
Um ihren hohen Wasserbedarf zu decken, pflanzen Hobbygärtner sie meistens in den Ufer- und Feuchtzonen des Gartenteichs. Wenn Sie keinen haben, dann können Sie den Knabenkraut natürlich auch woanders pflanzen.
Allerdings müssen Sie dann in der Lage sein, die richtige Erde bereitzustellen. Diese sollte idealerweise humusreich, locker, feucht, aber gut durchlässig sein und einen neutralen bis leicht sauren pH-Wert zwischen 5,7 und 6,5 haben. Sowohl komplettes Austrocknen als auch dauerhafte Staunässe sollten auf jeden Fall vermieden werden.
Sie können die Pflanzgrube mit Kompost, Rindenmulch und Lavagranulat aufbessern
Wasser, Dünger und Winterschutz
Wie bereits erwähnt, benötigt das Knabenkraut regelmäßige, aber mäßige Wassergaben. Die Erde rund um die Wurzelknollen muss fast das ganze Jahr über feucht, aber nicht durchnässt sein. Nur zwischen dem ersten und letzten Frost sollte diese Erdorchidee nicht gegossen werden.
Verwenden Sie dafür am besten Regen- oder Teichwasser. Falls Sie weder eine Regentonne noch einen Gartenteich haben, dann verwenden Sie abgestandenes, entkalktes Leitungswasser. Gießen Sie nicht von oben, sondern lieber am Fuß der Pflanze.
Wenn das Knabenkraut beginnt, seine hohen Blütenstände zu entwickeln, geben Sie ihm einmal im Monat etwas verdünnten Orchideendünger. Sobald die Blumen zu welken beginnen, hören Sie auf, die Pflanze zu füttern. Allzu nährstoffreiche Böden tun dieser Erdorchidee nicht gut.
Das Knabenkraut profitiert in seinem ersten Lebensjahr von Winterschutz. Decken Sie die Pflanze einfach mit einer guten Schicht Laubmulch ab, um sie warm zu halten. Ausgewachsen verträgt diese heimische Orchidee problemlos Temperaturen bis -20 Grad. Sie ist eine echte Überlebensexpertin!
Regelmäßiges Mulchen verbessert den Wasser- und Nährstoffhaushalt des Bodens
Ihre wasserliebende Pflanze muss dann seltener gegossen werden
Wenn Sie ein Fan von Orchideen sind und einen Garten mit sonniger Ausrichtung haben, warum pflanzen Sie dort nicht ein Knabenkraut? Tragen Sie aktiv zur Popularität dieser heimischen Orchideenart bei und unterstützen Sie den Schutz dieser bedrohten Schönheit. Wir hoffen, dass unser heutiger Artikel für Sie interessant und hilfreich war!
Quellen: