Die Zunftkleidung: Einzigartiges Kulturerbe mit langer Tradition
Wir alle haben sie hier und da schon mal getroffen und konnten unsere Neugier und Faszination dabei nicht verstecken. Wandernde Handwerksgesellen mit ihrer typischen, mittelalterlichen Zunftkleidung und einem großen Wanderstock aus Holz gehen schon seit Jahrhunderten auf die Walz, um mehr Lebenserfahrung zu sammeln und noch mehr berufliche Fertigkeiten zu erlernen. Seit jeher wird ein strenges Zunftreglement unter den Gesellen gehalten, welches nicht nur die Kluft selbst betrifft, wie die Zunftkleidung liebevoll genannt wird, sondern auch generell die Verhaltensweise der Handwerker bestimmt sowie die Regeln, die während der Wanderschaft befolgt werden sollen.
Die Zunftkleidung mit Ehre und Fleiß tragen
Ein Wandergeselle soll sich vor allem zünftig und ehrbar verhalten, damit auch die Gesellen die nach ihm kommen von den anderen freundlich und vertrauensvoll empfangen werden. Im Mittelalter wurde jeder Geselle auf Wanderschaft freigesprochen – frei von Schulden und Strafen, was in dieser Epoche nicht immer so selbstverständlich war. So steht zum Beispiel der typische schwarze Hut für einen freien Mann. Um auf die Walz zu gehen oder auf Tippelei, wie sie die Gesellen selbst nennen, sollte man unter 30 Jahre alt sein, sowie auch ledig und kinderlos. Er soll mindestens 3 Jahre und einen Tag unterwegs sein und in dieser Zeit nie den sogenannten Bannkreis betreten, dass heißt nicht näher als 50 km an seine Heimatstadt kommen. Außerdem darf der Wandergeselle nie länger als drei Monate am gleichen Ort verweilen, sondern immer weiter ziehen, neue Menschen treffen, neue Arbeitstechniken erlernen und seinen persönlichen und beruflichen Blick erweitern.
Zunftkleidung soll robust und hochwertig sein
Frei von allem zu sein, ist schon eine außerordentliche Angelegenheit, die man nicht zu oft im Leben genießen kann. Obwohl dieses absolute Freiheitsgefühl von den wandernden Handwerkern als unvergleichbar schön und unvergesslich beschrieben wird, birgt die Walz auch viele körperliche und geistige Herausforderungen in sich. Denn sich dem Unbekannten zu stellen, immer unterwegs zu sein und überall als Fremder zu gehen, ist verständlicherweise keine leichte Erfahrung. Die Wandergesellen nennen sich selbst nicht von ungefähr auch die Reisenden oder die Fremden. Ohne Handy und Facebook, nur mit dem Gepäckreisetuch – dem Charlottenburger – um die Schulter und dem Wanderstock in der Hand … so wird man auch schnell erwachsen und stark.
Als Geselle auf der Walz darf man nur zu Fuß oder per Anhalter reisen
Normalerweise gehören die Gesellen zu einer Handwerkervereinigung, auch Schacht genannt. Auf diese Weise werden die typischen Bräuche und Rituale weiter gepflegt und geleitet. Einige der bekanntesten Schächte sind die Rolandsbrüder, die Fremde Freiheitsschacht und die Rechtschaffenden Fremden. Wandernde Handwerkergesellen sind außerdem europaweit organisiert. An speziellen Herbergen finden regelmäßig Gesellenabende statt, wo man ganz viele Tipps von Altgesellen fürs Reisen und sogar manchmal einen Job bekommt. Und besonders dann (aber auch generell) wird die typische Zimmermann-Sprache Rotwälsch geredet – eine seltsame Mischung aus Altdeutsch, Judisch und verschiedenen Dialekten aus dem deutschsprachigen Raum.
Freigesprochen hin oder her nennen die Wandergesellen selbstverständlich schon seit damals einen Personalausweis auch Wanderbuch. Wo alles genau steht – Personaldaten, Ausbildung, Beruf usw. Das Wanderbuch enthält ebenso die Siegel aller Orte und Städte, wo die Handwerker sich während der Walz aufgehalten haben.
Wanderbücher werden von daher auch nach der Walz als wertvolle Erinnerungsstücke behalten
Während der Wanderjahre arbeiten Wandergesellen in kleinen und größeren Holzbau-Unternehmen oder auf Baustellen, je nach Ausbildung und Erfahrung. Sie erhalten einen Tariflohn und sind immer sozialversichert. Neben Zimmermännern und Dachdeckern reisen auch viele Handwerker aus anderen Gewerken wie Maurer, Steinmetzen, Schneider, Kirchenmaler, Goldschmiede usw.
Auf der Walz sind Mut und Kraft gefragt
Hochwertige Zunftkleidung nach Maß
Zunfthosen und -westen, -hüte, Stauden und alle andere Kleidungsstücke und Accessoires kann man natürlich auch online bei spezialisieren Händlern bestellen. Die typischen Zunfthosen, oft auch Zimmermannshosen bekannt, sind mit oder ohne Schlag zu finden. Der Schlag ist allerdings bei den meisten Handwerkern sehr beliebt, denn dieser trägt für mehr Bewegungsfreiheit beim Arbeiten bei. Außerdem fallen störende Späne nicht in die Schuhe, sondern direkt auf den Boden. Eine gute Zunftkleidung soll generell nicht nur robust und langlebig sein, sondern auch aus atmungsaktiven Stoffen wie beispielsweise Dreidrahtkord oder Deutschleder angefertigt werden und einen optimalen Tragekomfort sichern.
Je nach Beruf unterscheiden sich auch die Farben der Zunftkleidung
Was gehört alles zur Zunftkleidung dazu?
- Der schwarze Zunfthut – oft als Schlapphut mit breiter Krempe oder Zylinder
- Zunfthosen mit oder ohne Schlag
- Staude – weißes Hemd ohne Kragen
- Zunftweste mit acht Knöpfen aus Perlmutt
- Zunftjacke mit 6 Knöpften und je 3 zusätzlichen Knöpfen an den Ärmeln
- schwarze Schuhe oder Stiefel
- Krawatte – auch Ehrbarkeit genannt, mit dem Handwerkswappen als Stecknadel
Weitere unabdingbare Accessoires bei der Zunftkleidung sind der Wanderstock – Stenz, der Charlottenburger – ein Leinentuch, in dem der Geselle seine Habseligkeiten trägt, der Ohrring aus Gold, die Uhrkette, an der die Wappen aller Städte hängen, wo der wandernde Handwerker gearbeitet hat. Der Ohrring hatte übrigens in früheren Zeiten auch die Rolle einer finanziellen Sicherung. Im Falle eines Unglückes sollte damit die Beerdigung des Handwerkers bezahlt werden. Heutzutage gilt dieser eher als ein Symbol für Ehre und Würdigkeit.
Die uralte Tradition lebt noch weiter
Extra Tipps zur Pflege der Zunftkleidung:
- immer auf links, mit geschlossenen Reißverschlüssen waschen
- nicht zu oft waschen, sondern eher abbürsten und abklopfen
- nicht wärmer als 40 Grad waschen
- kein Trockner und Bügeleisen benutzen, denn der Stoff kann leicht einlaufen
Fazit:
Bei Zunftkleidung handelt es sich um eine besondere Art der Arbeitskleidung, die eine lange Tradition mit mittelalterlichem Beigeschmack in sich trägt. Diese wird von den wandernden Handwerkergesellen getragen, die auf die Walz gehen und frei von allem neue persönliche und berufliche Horizonte erkunden. Wenn Sie selbst diesen Weg gehen oder jemandem ein wertvolles Geschenk machen möchten, dann sollten Sie auf erfahrene Fachhändler von Zunftkleidung setzen. Da bekommen Sie die angemessene Beratung und finden Highlights wie Kleidungstücke von Eiko, Oyster oder Orgnatur. Alles lässt sich selbstverständlich ganz bequem auch online erledigen.
Viel Spaß beim Suchen und Finden der passenden Zunftkleidung wünscht Ihnen die Redaktion!
Der Weg ist hier definitiv das Ziel